irgendwo in der brandenburgischen abgeschiedenheit unweit der oberhavel liegt das gut boltenhof.
aus dem alten rittergut wurde in den letzten jahren ein richtig schöner urlaubsort für alle, die vor allem eines suchen: ruhe!
als dauergestresster großstädter kann man hier für einige zeit in das hofleben eintauchen, welches seinen rhythmus durch die grundbedürfnisse von tier und mensch erhält.
gleich morgens schlüpfen wir in die mitgebrachten gummistiefel und begleiten die morgendliche fütterung der auf dem hof lebenden tiere.
normalerweise würde ich nicht im traum daran denken, im urlaub schon um 08:00 uhr durch nasskaltes gras zu stapfen, aber hier tut man das einfach, ganz von alleine und ganz freiwillig.
doch bevor esel pepino vor lauter vorfreude mit einem herrlich heiseren iiiiiiiiiaaaaah den ganzen hof beschallt, wollen erstmal die ca. 200 gänse ans tageslicht.
das faszinierende schauspiel verliert auch nach tagen nicht seinen reiz. es macht spaß, dieser beeindruckenden schar auf ihrem täglichen marsch beizuwohnen. wie an der schnur gezogen, watscheln die gänse die alte allee hinab zu ihrer weide, um sich dort wild gackernd aus ihrer formation zu lösen und den tag zu verbringen.
wer sich die außergewöhnliche geräuschkulisse der knapp 400 tippelnden füße auf dem alten kopfsteinpflaster vorstellen möchte, der denke bitte an urlaubstrolleys, die durch die eingangshalle eines flughafens gerollert werden.
anschließend beginnt die gruppe aus erwartungsfrohen kindern, halbverschlafenen mamas und papas und den liebevollen angestellten des hofes mit der runde über den hof. begleitet werden wir von den zwei graugänsen, die hier auf dem hof aufgewachsen und von einem huhn großgezogen worden sind.
wer mag, bekommt einen eimer mit futter in die hand gedrückt und kann dieses den freudig gackernden hühnern mit der hand reichen. die revanche liegt morgens bei uns in der ferienwohnung auf dem frühstückstisch: leckerste hühnereier!
es ist erfrischend zu sehen, wie kinder auf dem hof aufblühen, selbständig werden und voller freude mit „anpacken“.
wir gehen weiter und landen bei den zwei grunzenden hängebauchschweinen. diese unterbrechen kurz ihren dauerschlaf, schälen sich aus ihrem selbstgemachten strohbett, um sich über interessante und durchaus schmackhafte lebensmittelreste her zu machen. grunzend, schnorchelnd und schmatzend werden brötchen, gemüseabfälle und reste einer hochzeitstorte eingeschlürft. so hört sich genuss an, soviel steht fest.
die kaninchen bekommen eine handvoll möhren und wir haben schwierigkeiten, die kinder aus dem stall zu locken, die von den kleinen tierchen mit den schlappohren bereits komplett umlagert sind.
und da ist es auch schon: das geräusch, welches so eindringlich ist, dass man es am liebsten mit nach hause nehmen möchte.
iiiiiiiiiaaaaaaaaah
eine mischung aus schlecht geölter gartenpforte und verstopftem staubsauger.
die drei esel empfangen die gruppe mit großer freude, lassen sich füttern und streicheln und spätestens jetzt scheint die welt in ordnung.
plötzlich fehlt einem so gar nix mehr, was man im vollgepackten alltag um sich herum hat.
die tiere geben den rhythmus vor. aufstehen, füttern, zeit verbringen an der frischen luft, füttern, schlafen gehen.
das leben kann so (schön) einfach sein.
aber zuerst müssen die gänse noch zurück in den stall. vorbei an der hofeigenen bushaltestelle und die allee hoch.
aber gans entspannt bitte!
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